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1. Entstehung des Cloud-Marktes
Grundidee
Experten von IBM schlussfolgern, Energie sollte nur dort erzeugt werden, wo sie gebraucht wird. Großanbieter sollten sie nach Bedarf verteilen.
Leistungsfähige Chips
Intel legt durch eine neue Chip-Generation den Grundstein für Computer und Cloud Computing. Unternehmen wie Apple und Microsoft entstehen.
Internet
Mit der Einführung des World Wide Webs entsteht die vernetzte Welt.
Cloud-Unternehmen
Salesforce wird zum Cloud-Pionier. Das US-Unternehmen nutzt die neue Multitenant-Architektur. Dadurch können erstmals mehrere Unternehmen gleichzeitig eine Software über ihren Browser aufrufen.
Amazon
Jeff Bezos braucht eine flexibel skalierbare Infrastruktur für seine Onlineplattform. Die neue Sparte Amazon Web Services (AWS) soll das Problem für Amazon lösen.
Cloudinfrastruktur-Pionier
Jeff Bezos bemerkt, dass nicht nur Amazon von AWS-Lösungen profitieren könnte. Das digitale Speicherangebot S3 wird auch für andere Kunden eingeführt.
Wettbewerb
Microsoft und Google ziehen nach. Beide Software-Unternehmen beginnen mit der Entwicklung von Konkurrenzprodukten zu AWS.

2. Grundlagen zum Cloud Computing

Amazon verstand das Potenzial als Erster. Der Onlinehändler hatte früher ein großes Problem mit dem Weihnachtsgeschäft. Onlinehandel ist saisonalen Schwankungen ausgesetzt. Zur Weihnachtszeit war Amazons Bestellvolumen 10-mal höher als normalerweise. Die Server von Amazon waren zu dieser Zeit hoffnungslos überlastet, den Rest des Jahres verstaubte ein Großteil ungenutzt. Jeff Bezos brauchte IT-Infrastruktur, die man flexibel hoch- und runterfahren kann. Aufgrund dieser Idee wurde AWS 2002 ins Leben gerufen. Mittlerweile ist aus der Idee eine komplexe Industrie geworden.
Unternehmen müssen durch Cloud Computing weniger investieren
Die Vorteile von Cloud Computing liegen auf der Hand. Unternehmen sparen sich die hohen Investitionen in eigene Rechen- und Datenzentren und mieten sich stattdessen die Infrastruktur. Besonders junge Unternehmen profitieren hiervon. Die Ressourcen können außerdem flexibel dem Bedarf angepasst werden. AWS selbst fasst die Vorteile auf ihrer Webseite zusammen:


3. Cloud Branchenanalyse
In den letzten 10 Jahren haben Unternehmen den Mehrwert von Cloud-Dienstleistungen erkannt. Cloud-Anbieter wie AWS haben die neuesten Features. Wer Kunden das beste Angebot bieten möchte, muss heutzutage in die Cloud. Der Markt konnte von knapp 66 Mrd. US-Dollar Umsatz im Jahr 2013 auf 411 Mrd. US-Dollar Umsatz in 2021 wachsen. Das entspricht 26 % pro Jahr. Die Transformation steht noch am Anfang. Die Pandemie hat den Trend beschleunigt, aber es wird noch Jahre dauern, bis Cloud-Technologie überall verwendet wird. Bis 2030 soll der Markt um 16 % pro Jahr wachsen.

Doch es gibt nicht den einen Cloud-Markt. Der Markt lässt sich in drei Segmente aufteilen:
Infrastructure-as-a-Service (IaaS). Unter IaaS versteht man digitale Infrastruktur. Hierzu gehören hauptsächlich Server- und Speicherkapazitäten. Die Kunden können diese Infrastruktur nach eigenen Wünschen konfigurieren. IaaS ersetzt das klassische Rechenzentrum in einem Unternehmen. Aus diesem Grundstein sind weitere Produktebenen entsprungen.
Platform-as-a-Service (PaaS). PaaS ist eine Erweiterung zu IaaS. Der Cloud-Anbieter stellt dem Kunden nicht nur die Infrastruktur bereit, sondern hilft ihm bei der Verwaltung der Ressourcen zum Beispiel mit Betriebssystem, einer Entwicklerumgebung, Datenbanken und Analysewerkzeugen. In dieser Umgebung kann ein Unternehmen eigene Anwendungen entwickeln.
Software-as-a-Service (SaaS). SaaS ist ein fertiges Anwendungspaket, das über das Internet bereitgestellt wird. Der Kunde kann die Anwendung direkt nutzen und muss nicht die Infrastruktur oder Entwicklung übernehmen. Diesen Bereich kennen die meisten Endanwender. Microsoft Office 365 oder Salesforce zählen hierzu.

In 2021 haben diese drei Segmente 80 % des Gesamtmarkts ausgemacht. Die anderen 20 % kommen aus den kleineren Bereichen Cloud-Security und Business-Process-as-a-Service (BPaaS), die wir in dieser Studie nicht näher betrachten.
3.1. Der SaaS-Markt
Das Software-as-a-Service-Segment steht für 37 % des Cloud-Markts. Unter SaaS versteht man Endnutzer-Anwendungen wie eine App. Die Nutzer müssen sich keine Gedanken um die Wartung oder Verwaltung der Infrastruktur machen. Der SaaS-Anbieter verkauft den Kunden ein komplettes Paket. Der Kunde muss die Software nur auf seine Bedürfnisse anpassen und kann sie direkt nutzen.
Eines der bekanntesten SaaS-Angebote ist das Office 365-Paket von Microsoft. Die Kunden können Excel, PowerPoint und Co. mit einer Internetverbindung von überall nutzen. Mittlerweile sind SaaS-Angebote in allen Bereichen der Standard und ersetzen viele klassische Lösungen.

Es verwundert deshalb nicht, dass der Markt sich seit 2013 mehr als ver-7-facht hat. Mittlerweile liegt der jährliche Umsatz mit SaaS bei 152 Mrd. US-Dollar und in den kommenden Jahren soll er um 17,0 % pro Jahr wachsen.

Das Attraktive am SaaS-Markt ist das Geschäftsmodell. Kunden zahlen für die Anwendung in monatlichen Raten, die den Anbietern verlässlich wiederkehrende Umsätze bescheren. Wenn eine Anwendung einmal in einem Unternehmen verankert ist, kündigen die Kunden kaum noch. Die Angestellten müssten eine neue Anwendung erlernen und Menschen vermeiden Veränderungen.
Deshalb ist dieses Konzept eine der wichtigsten Bewertungskennzahlen für SaaS-Anbieter: Die Net Retention Rate (NRR). Die NRR misst, wie viel Umsatz ein SaaS-Anbieter mit seinen Bestandskunden im Vorjahresvergleich erzielte. Wenn der Wert über 100 % liegt, bezahlen die Bestandskunden für ihr Abo mehr als im Vorjahr. Liegt er unter 100 %, dann verliert der Anbieter Bestandsumsätze und muss das mit Neukunden ausgleichen.
Viele SaaS-Anbieter schaffen eine NRR von über 100 %, indem sie ihre Kunden erstmal mit einem günstigen Angebot gewinnen und anschließend weitere Services verkaufen. Im zweiten Quartal 2022 war Snowflake mit Abstand die Nummer 1. Snowflake kam auf eine NRR von 177 % und konnte dadurch mit seinen Kunden stark wachsen.
Eine hohe NRR-Quote begeistert Aktionäre. Je höher die NRR ist, desto höher ist in der Regel die Bewertung. Auch der Rückgang von Tech-Aktien dieses Jahr hat nichts daran geändert. Die NRR-Quote bleibt Bewertungstreiber. Snowflake ist beispielsweise fast doppelt so hoch bewertet wie ServiceNow.

3.2. Der PaaS-Markt
Google definiert Platform as a. Service als “eine vollständige Cloud-Umgebung, die alles enthält, was Entwickler zum Erstellen, Ausführen und Verwalten von Anwendungen benötigen – von Servern und Betriebssystemen bis hin zu Netzwerken, Speicher, Middleware, Tools und mehr.“
PaaS ist eine Weiterentwicklung der IaaS. Neben der Infrastruktur erhält der Kunde eine Oberfläche für Entwickler. Der Anbieter übernimmt Wartungsarbeiten, Netzwerksicherheit und verwaltet Daten. Das spart Unternehmen viel Kopfzerbrechen und IT-Personal. PaaS-Angebote nahmen erst 2013 richtig an Fahrt auf, sind seitdem aber von 1 Mrd. US-Dollar auf 87 Mrd. US-Dollar im letzten Jahr angewachsen. Das Segment soll auch in den kommenden Jahren mit 25,3 % pro Jahr wachsen.

3.3. Der IaaS-Markt
Das aktuell zweitgrößte Segment ist Infrastructure as a Service. Es umfasst die grundlegenden Bausteine für Cloud Computing und bietet die Möglichkeit, sich digitale Infrastruktur zu mieten. Kunden sparen sich hohe Investitionen und Fixkosten für ihre eigene IT. Diese Flexibilität hat viele Unternehmen überzeugt. Der Branchenumsatz kletterte von 9 Mrd. US-Dollar im Jahr 2013 auf 92 Mrd. US-Dollar 2021.

Aktuell ist kein Abflachen der Wachstumsraten in Sicht. Viele Unternehmen und Staaten waren bisher zögerlich. Besonders für große Unternehmen ist der Umzug zu Cloudinfrastruktur komplex und kostspielig. Durch immer bessere Angebote können AWS und Co. auch Großkunden überzeugen. Hier bleiben noch viele Wachstumsmöglichkeiten bestehen.
Allerdings unterscheidet sich das Geschäftsmodell von IaaS grundlegend zu SaaS. Bei SaaS sind die Kunden in einem Abonnement und zahlen monatlich oder jährlich für ihre Software. Bei IaaS wird die Nutzung der Ressourcen abgerechnet. Der Kunde zahlt nur so viel, wie er gebraucht hat. Die hohen Fixkosten für die Infrastruktur bleiben beim IaaS-Anbieter wie AWS.
Während SaaS-Unternehmen wie Salesforce kaum in Sachanlagen investieren, gehörte AWS 2021 zu den Unternehmen mit den weltweit höchsten Investitionsausgaben. Es gibt kaum einen Großkonzern mit einer höheren Kapitalintensität. Die Investitionen im Verhältnis zum Umsatz sind gewaltig. Öl-Giganten wie ExxonMobil oder Halbleiterhersteller wie TSMC investieren zwar mehr, aber prozentual zum Umsatz ist der Anteil geringer. Selbst Tesla investierte 2021 deutlich weniger bei ähnlich hohem Umsatz und einer höheren Wachstumsrate.

Cloudinfrastruktur könnte zum Zykliker werden
Kapitalintensive Geschäftsmodelle sind meist zyklisch. Das Wachstum entsteht in Investitionszyklen. Wenn mehrere Anbieter gleichzeitig hohe Investitionen durchführen, kommt es zu einem Überangebot und die Preise fallen. Außerdem sind die Umsätze konjunkturabhängig. Im Gegensatz zu SaaS-Firmen hat AWS kein Abo-Modell. Wenn die Kunden in einer Rezession weniger Computer-Ressourcen brauchen, zahlen sie weniger Gebühren an AWS. AWS bleibt aber auf der teuren IT-Hardware und den hohen Fixkosten sitzen. Solche Geschäftsmodelle sind nicht so attraktiv wie Software-Abos.
Die Frage ist, wer in den nächsten 10 Jahren das größte Stück vom Kuchen bekommt. Für den IaaS-Markt veröffentlicht der IT-Marktbeobachter Gartner jährlich die Entwicklung der Marktanteile. In den letzten fünf Jahren sind zwei Trends erkennbar:
AWS verliert stetig Marktanteile. 2016 war AWS mit über 50 % der Marktanteile der dominante Player. Doch die Konkurrenten Microsoft Azure und Google Cloud Platform (GCP) haben Marktanteile gewonnen. In China dominiert Alibaba den Markt.
Der Markt konzentriert sich. Die vier größten Anbieter haben mittlerweile 77 % der Marktanteile. Die niedrigsten Kosten und größten Skaleneffekte sind entscheidend. Kleinere Anbieter sind nicht konkurrenzfähig.

Der konzentrierte Markt hat Vorteile für die Cloudinfrastruktur-Anbieter. Sie befinden sich in keinem Preiskampf. Die Unternehmen überzeugen vor allem mit ihren Dienstleistungen, statt die Preise zu senken. Die Situation wird sich allerdings ändern, wenn das Wachstum wegfällt. Dann entsteht Zyklik, denn die Kunden können ihre IaaS- und PaaS-Services in schlechten Zeiten flexibel herunterskalieren.
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4. Wettbewerbsvergleich der Cloudinfrastrukturanbieter
AWS erwirtschaftet seit Jahren hohe Gewinne. Deshalb ist es für andere Unternehmen attraktiv, die Dienstleistungen von AWS zu kopieren und für einen geringeren Preis anzubieten. Um sich davor zu schützen, hat AWS in Innovationen investiert und einen technologischen Burggraben aufgebaut.
So ein Vorteil existiert nie ewig. Jedoch ist es bisher noch keinem Unternehmen gelungen, einen technologischen Vorsprung lange zu halten. Die Frage ist nicht ob, sondern wie lange AWS Technologieführer bleibt.
Für die Bewertung müssen wir einschätzen, was AWS einzigartig macht und wieso es die erfolgreichste IaaS- und PaaS-Cloud ist. Wir haben deshalb recherchiert und verschiedene Expertenmeinungen eingeholt:
- Gartner-Marktstudien
- Ausführliche Vergleichsstudien
- Von uns geführte Interviews mit Experten
Gartner-Marktstudien
Im IT-Vergleich von Gartner, dem sog. Magic Quadrant, zeigt sich eine interessante Entwicklung zwischen 2014 und 2021. In beiden Jahren ist AWS die beste Lösung. AWS überzeugt mit dem größten Angebot und der besten Leistung. Doch Microsoft Azure und GCP haben deutlich aufgeholt. Oracle hat auch das Potenzial, sich langfristig im Markt zu etablieren. Viele andere Konkurrenten sind dagegen vom Markt verschwunden. Das stärkt unsere These. Durch die hohen laufenden Investitionen in Hard- und Software können sich nur wenige Unternehmen durchsetzen.

Besonders gefährlich für AWS werden Azure und GCP. Amazon braucht AWS als Cash Cow. AWS finanziert die anderen noch unprofitablen Geschäftsbereiche. Google und Microsoft verdienen in anderen Bereichen ihre Gewinne und haben dadurch die Möglichkeit, mehr Investitionen zu stemmen. Bisher macht Google sogar Verluste im Cloud-Bereich. Der Konzern will AWS als Nummer 1 verdrängen und hat die nötigen Ressourcen, um den Angriff zu finanzieren.
Microsoft kann ebenfalls auf andere profitable Geschäftsbereiche vertrauen. Microsoft hat sich in der IT-Branche über Jahrzehnte einen guten Ruf erarbeitet. Außerdem besitzen sie ein starkes Gesamtpaket aus vielen anderen Microsoft-Anwendungen, was AWS fehlt. Zu guter Letzt hat Microsoft keine Interessenskonflikte. Viele Unternehmen wollen nicht AWS-Kunden sein, weil Amazon mit ihnen konkurriert. Zum Beispiel Walmart ist einer von Microsofts größten Kunden.

Julia White
Corporate Vice President bei Microsoft
Vergleichsstudien
Die Unternehmen BMC Software und Simform bieten verschiedene Vergleiche für Cloudinfrastruktur-Lösungen an. Dabei sticht in den Vergleichen AWS als dominante Lösung hervor. AWS profitiert von drei Aspekten:
Vollständigkeit. Das AWS-Angebot ist das älteste und damit ausgereifteste am Markt. Es ist vielseitig, bis Ende durchdacht und bietet wertvolle Dokumentationen, die Entwicklerzeit sparen.
Technik. AWS überzeugt auf technischer Seite mit der allgemein besten Leistung und schnellsten Verbindung.
Community. AWS hat die größte Entwickler-Community. Im AWS-Forum und AWS Marketplace findet man viele Lösungen. Dank der starken Community machen Softwarefirmen ihre Software in der Regel zuerst für AWS verfügbar.
AWS platziert sich in Sachen Qualität und Entwicklerfreundlichkeit an der Spitze. Allerdings beim Preis gilt Azure als kundenfreundlicher und GCP lockt gerade viele Kunden über hohe Rabatte an. Außerdem gibt es einzelne Disziplinen, in denen Azure und GCP die bessere Lösung sind. Hybrid-Clouds gewinnen zunehmend an Beliebtheit. Hier kombiniert man eine unternehmensinterne Cloud mit einer öffentlichen Cloud wie Azure. Der Vorteil ist die zusätzliche Sicherheit dank der internen Cloud. Hier liegt Azure eindeutig vorne. Im Bereich Künstliche Intelligenz und Machine Learning überzeugt Google Cloud mit seiner spezialisierten Hard- und Software.

Experteninterview
Für unsere Cloud-Analyse haben wir mit zwei Experten gesprochen, die auf AWS spezialisiert sind. Einer ist Entwickler und Data Scientist, der andere ist im mittleren Management und auf Hybrid-Clouds spezialisiert. In unserem Interview lag der Fokus besonders darauf, ob AWS in den nächsten Jahren in GCP einen ernstzunehmenden Wettbewerber bekommt, der technologisch aufholt.
Unsere Interviewpartner kommen zu einem ähnlichen Ergebnis wie die vorherigen Quellen. AWS überzeugt durch die Technik. Die Geschwindigkeit von AWS ist unschlagbar. AWS besitzt mit dem Graviton-Prozessor eigene Hardware, die speziell für AWS entwickelt wurde. AWS-Kunden wie Twitter und Netflix sprechen dabei von deutlichen Performancesteigerungen. Allerdings ist Graviton für viele Einsatzzwecke nicht nutzbar. Deshalb ist der Vorteil zu Azure nur begrenzt.
Den größten AWS-Vorteil sehen sie in Amazons Erfahrung und dem ausgereiften Produkt. Bei IT-Projekten kann man darauf vertrauen, dass AWS bereits ähnliche Projekte dokumentiert hat. Es ist damit einfacher, das Projekt mit AWS umzusetzen als mit GCP oder Azure. AWS spart Entwicklerzeit und somit Kosten. Aber auch bei neuen Produkten hat AWS eine hohe Qualität.
IT-Manager
für Hybrid Cloud Platform bei einem DAX-Unternehmen
Bei GCP spalten sich die Meinungen. Einer der Experten ist der Meinung, dass GCP in der Qualität deutlich aufgeholt hat. Über aggressive Rabatte baut Google Marktanteile auf. Der andere Experte sieht Google langfristig kritisch. Googles Angebot kann nicht mit der Vielfalt von AWS oder Azure mithalten.
“Ich finde es spannend, wie gut GCP über die letzten Jahre geworden ist”
Data Scientist
bei einem MDAX-Unternehmen
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5. Bewertung
Wir wollen den Wert von AWS, Azure und GCP berechnen. Dazu verwenden wir ein Discounted-Cashflow-Modell, weil es keine vergleichbaren Unternehmen am Markt gibt. Im DCF-Verfahren berechnen wir die Firmenwerte auf Basis der zukünftigen Free Cash Flows. Diese schätzen wir in diesem Kapitel, denn für GCP und Azure fehlen wichtige Kennzahlen. Beide Unternehmen machen keine Angaben zu Abschreibungen oder Investitionsausgaben ihrer Cloudinfrastruktur-Sparten.
Im Fall von Microsoft haben wir eine Sondersituation. Microsoft hat die Sparte Intelligent Cloud (IC), in die neben Microsoft Azure noch verschiedene Cloud-Angebote wie SQL-Server, Windows-Server, Visual Studio, GitHub und Nuance gehören. Wir berechnen deshalb den Wert der ganzen Sparte, statt den Wert von Azure.
Umsatzwachstum
Das zukünftige Umsatzwachstum aller 3 Anbieter berechnen wir über die Entwicklung der Marktanteile. In unserer Branchenanalyse kamen wir zu der Prognose, dass der Cloud-Markt bis 2030 auf 1,6 Bio. US-Dollar anwächst. Durch unsere Wettbewerbsanalyse gehen wir davon aus, dass AWS auch in 2030 der größte Anbieter bleiben wird. Wir gehen davon aus, dass GCP die meisten Marktanteile gewinnen wird, weil sie die höchsten Rabatte anbieten und noch am kleinsten sind.

Azure wird zwar noch für einige Zeit schneller wachsen als AWS, doch Azure macht aktuell weniger als zwei Drittel des IC-Segments aus. Der Rest der Sparte wird langsamer wachsen. Deshalb wird Microsofts IC-Segment insgesamt an Marktanteilen verlieren.
Durch die geschätzten Marktanteile erhalten wir das Umsatzwachstum für die 3 Unternehmen. GCP sollte mit 22,7 % pro Jahr bis 2030 am schnellsten wachsen. AWS trauen wir im gleichen Zeitraum eine Wachstumsrate von 19,7 % zu. Microsofts IC-Sparte erreicht mit 16,6 % ungefähr das Wachstum des allgemeinen Markts.

EBIT-Marge
Bei der Profitabilität wird es komplizierter. Wir glauben, die Branche wird zyklischer werden. Solange die hohen Wachstumsraten anhalten, wird man wenig von der Zyklik spüren. Langfristig sollte sich das ändern. Wir schätzen, dass AWS als Marktführer seine Marge halten kann. Bis 2026 gehen wir noch von einem geringen Anstieg aus, danach von einem leichten Rückgang. Wir rechnen mit einem Rückgang, da der technologische Burggraben irgendwann verschwinden wird und die Preissetzungsmacht damit geringer wird und mit Nachfrageschwankungen, wenn das Marktwachstum abnimmt. Bei Azure sind wir etwas kritischer. Wir glauben, dass Azure noch anfälliger für technologischen Fortschritt wird. GCP hingegen wird vermutlich erst 2024 profitabel werden. 2030 trauen wir dem Unternehmen eine Marge von 20 % zu. Damit wird GCP auch zukünftig nicht an die Profitabilität von Microsoft und Amazon kommen.

Investitionsausgaben
Um die Investitionsausgaben für Alphabet und Microsoft abzuschätzen, betrachten wir die historischen Investitionsausgaben beider Unternehmen. Bei beiden Unternehmen sieht man einen deutlichen Anstieg der historischen Investitionen. Beide Unternehmen haben ihre Investitionen um mehr als 20 % pro Jahr gesteigert. Der Wechsel von einem klassischen Software-Geschäftsmodell zum IaaS- und PaaS-Markt erfordert deutlich höhere Investitionen pro Jahr. Bei Alphabet sieht man das besonders deutlich ab 2018, als Alphabet anfing, Geld in GCP zu stecken und die Investitionen sich im Vergleich zu 2017 fast verdoppelten.

Die hohen Investitionsquoten der beiden Unternehmen zeigen, dass beide Unternehmen im Verhältnis zu AWS mehr investieren. Beide Unternehmen haben ein hochprofitables Kerngeschäft. Dadurch haben sie tiefe Taschen und praktisch unendlich viel Kapital für Investitionen.
GCPs Investitionsausgaben. Alphabet hat von 2005 bis 2013 21 Mrd. US-Dollar in Datenzentren investiert. Das sind 80 % aller Investitionen in diesem Zeitraum. Wir schätzen, dass diese Rate bis heute konstant blieb. Investitionen werden von Unternehmen lange im Voraus geplant und an den Kapitalmarkt kommuniziert. Deshalb nehmen wir bis 2025 die Analystenschätzungen für Investitionsausgaben und rechnen damit, dass 75 % der Investitionen GCP zufließen.
Microsofts Investitionsausgaben. Bei Microsoft können wir eine ähnliche Rechnung aufstellen. Das Unternehmen investierte in einem ähnlichen Zeitraum 15 Mrd. US-Dollar in Datenzentren. Für Microsoft waren das 70 % der Investitionen. Wir gehen davon aus, dass diese Quote bis 2025 konstant bleibt.
AWS‘ Investitionsausgaben. Für AWS greifen wir auf die Analysten-Schätzungen zurück, die wir für plausibel halten.

Abschreibungen
Für die Abschreibungen orientieren wir uns an den nützlichen Jahren eines Cloud-Servers. Amazon schreibt seine Server innerhalb von vier Jahren ab. Eine ähnliche Dauer haben wir für die anderen Anbieter angenommen und schreiben mit dieser Rate historische Investitionen ab.
Unendliche Wachstumsrate: Bei der Intelligent Cloud von Microsoft orientieren wir uns an der Wachstumsrate der US-Wirtschaft. Bei AWS geben wir einen kleinen Aufschlag von 0,5 %-Punkten hinzu, da der Cloud-Markt voraussichtlich ab 2030 immer noch zweistellig wachsen wird. Bei GCP geben wir einen Aufschlag von 1 %-Punkt, da das Free Cash Flow-Wachstum erst ab 2028 beginnt.
Name | Amazon Web Services | Microsoft Intelligent Cloud | Google Cloud Platform |
---|---|---|---|
Logo | |||
Wachstum ab 2031 | 3,5 % pro Jahr | 3,0 % pro Jahr | 4,0 % pro Jahr |
Gewichtete Kapitalkosten
AWS und die Intelligent Cloud sind beide profitabel und könnten problemlos Schulden zu günstigen Konditionen aufnehmen. Außerdem gehören alle 3 Anbieter zu großen Konzernen, die ausreichend Kapital besitzen. Allerdings ist hohes Wachstum riskant. Die Cashflows kommen erst in der Zukunft. Für alle 3 Anbieter nehmen wir höhere Kapitalkosten als für die Gesamtkonzerne. Microsofts Intelligent Cloud ist am sichersten aufgestellt, deshalb gehen wir von Kapitalkosten von 8,5 % aus. AWS wächst schneller, deshalb gehen wir von 9,0 % Kapitalkosten aus. Bei GCP sind die Kapitalkosten am höchsten. Für Investoren ist GCP ein riskantes Investment, da wir erst ab 2028 von Free Cash Flows ausgehen.
Name | Amazon Web Services | Microsoft Intelligent Cloud | Google Cloud Platform |
---|---|---|---|
Logo | |||
Kapitalkosten | 9,0 % | 8,5 % | 11,0 % |
5.1. AWS DCF-Modell
AWS kommt in unserem DCF-Modell auf einen fairen Wert von 878 Mrd. US-Dollar. Damit sind 67 % der Amazon Marktkapitalisierung durch AWS hinterlegt. Damit ist Amazon ein klares AWS-Investment. Wer in Amazon investieren will, sollte also an die zukünftige Entwicklung von AWS glauben. 76 % des fairen Werts stecken in Cashflows, die erst nach 2030 erwirtschaftet werden. Dementsprechend enthält unser Modell viel Zukunftsfantasie.

5.2. Microsoft Intelligent Cloud DCF-Modell
Die Intelligent Cloud kommt auf einen fairen Marktwert von 787 Mrd. US-Dollar. Die Cloud wächst nicht ganz so stark wie AWS, dafür ist sie wesentlich profitabler und benötigt weniger Investitionen. Die Intelligent Cloud macht damit 40 % des Microsoft-Aktienkurses aus.

5.3. GCP DCF-Modell
Bei GCP ist das DCF-Modell am schwierigsten. Wir gehen bei GCP bis 2027 von negativen Free Cash Flows aus. Erst ab 2028 wird etwas für Aktionäre übrig bleiben. Deshalb definieren die Free Cash Flows ab 2028 den Wert von GCP. GCP kommt damit auf einen Wert von nur 43 Mrd. US-Dollar. GCP ist das riskanteste Cloud-Unternehmen und nur 3 % der Marktkapitalisierung sind über GCP abgedeckt.


6. Fazit
Der Cloud-Markt Ist aus unserer Zeit nicht mehr wegzudenken. Dank Clouds können Unternehmen Investitionen in IT-Ausrüstung sparen und flexible Softwarelösungen über das Internet nutzen. Mit AWS hat Jeff Bezos eine neue Revolution ins Leben gerufen, die Unternehmen Wachstum und Innovationen ermöglicht. Der Markt lässt sich grob in drei Kategorien einteilen: Software as a Service, Platform as a Service und Infrastructure as a Service.
AWS ist der Marktführer für Cloudinfrastruktur geworden und dadurch zu einem der erfolgreichsten Unternehmen unserer Zeit. Der attraktive Markt hat aber mächtige Konkurrenten angelockt, Microsoft und Alphabet. Doch im direkten Wettbewerbsvergleich kann sich AWS durchsetzen. Über die beste Hardwarekonfiguration, eine starke Entwickler-Community und einen großartigen Support kann AWS überzeugen.
Das zentrale Risiko der Cloudinfrastruktur-Branche sehen wir in der hohen Kapitalintensität. AWS ist eines der kapitalintensivsten Unternehmen der Welt. Datenzentren haben eine kurze Lebenszeit, bis man die Ausrüstung erneuern muss. Da die Dienstleistung auf Abruf bereitsteht, wird die Branche vermutlich immer zyklischer. In Krisenzeiten hat die Branche hohe Kosten und die Kunden sparen Kosten ein. Diese drohende Zyklik muss uns als Investoren bewusst sein.
AWS kommt auf einen fairen Wert von 878 Mrd. US-Dollar. Das entspricht 67 % der Amazon-Marktkapitalisierung. Damit ist Amazon eine klare Investition in den Cloud-Markt. Hier steckt viel Potenzial für Amazon, aber definitiv auch Risiken, falls AWS doch an Kraft verliert.
Die Intelligent Cloud-Sparte von Microsoft ist ähnlich viel wert wie AWS mit 787 Mrd. US-Dollar. Sie wächst etwas langsamer, ist aber deutlich profitabler. Microsoft ist besser diversifiziert. Deshalb ist die Microsoft-Bewertung nicht so stark von der Intelligent Cloud abhängig. Damit ist Microsoft für Investoren, die mehr Wert auf Sicherheit setzen und eher in Software investieren wollen.
GCP von Alphabet liegt im Vergleich deutlich hinten. Wir rechnen damit, dass GCP langfristig aufholen wird. Doch das benötigt hohe Investitionen. GCP wird damit erst ab 2028 Free Cash Flows abwerfen. Deshalb kommt GCP auf 43 Mrd. US-Dollar Marktwert. Die Sparte hat damit einen geringen Einfluss auf Alphabets Bewertung.
Wir finden den Cloud-Markt und sein hohes Wachstum attraktiv. Wir sehen AWS und Azure als klare Cloud-Investments. Beide Anbieter sind führend und bieten langfristige Chancen. Wir sehen deshalb Amazon und Microsoft als gute Möglichkeiten, um vom Cloud-Markt zu profitieren. In kommenden Analysen werden wir deshalb Amazon, Alphabet und Microsoft genauer analysieren.
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Benjamin Franzil
Co-Gründer und Geschäftsführer von Equistor
Bei Equistor bin ich als Geschäftsführer für die Erstellung und Qualität unserer Aktienanalysen verantwortlich. Als Team steigen wir tief in die Geschäftsmodelle von Unternehmen ein, um die wesentlichen Werttreiber herauszufinden. Im Rahmen meiner eigenen Investmentstrategie setze ich auf solides Wachstum, Krisenstabilität, Markenstärke und eine attraktive Dividendenpolitik. Besonders spannend finde ich Unternehmen aus dem Luxusbereich und der Restaurantbranche.

Laurenz Köhler
Analyst
Bei Equistor bin ich als Aktienanalyst für die Recherche und Erstellung unserer Aktienanalysen verantwortlich. Ich beschäftige mich vor allem mit Bewertungsmodellen, insbesondere DCF-Modellen durch meine Erfahrung aus dem Investment Banking und der Wirtschaftsprüfung. Erfahrung habe ich mit der Analyse von Unternehmen aus dem Automobil- und Medienbereich.
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9. Quellen
Kennzahlen | zum Bericht |
Andy Jassy Bezahlung | zum Artikel |
Amazon Order Value | zum Artikel |
Amazons Produktkategorien | zur Statistik |
Amazon Prime Umsatz pro Kunde | zum Artikel |
Gartner Magic Quadrant | zum Artikel |
Cloud Marktanteile | 2020-21 2019-20 2018 2017 |
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